Ii. Die außereuropäischen Erdteile. — 2. Asien.
217
zum Toten Meere abfallen. Jerusalem liegt 800 m über dem Meere auf
einer Bergzunge, die durch tiefe Täler aus der Hochebene herausgeschnitten ist.
Es hat etwa 100000 Einwohner, von denen ein Viertel Juden sind. Die Stadt
ist durch eiue Eisenbahn mit der Hafenstadt Jasa verbunden. Die in Jasa an-
gesiedelten Württemberger, die außerdem noch vier Niederlassungen in Palä-
stina begründeten, haben die Bodenkultur und den Handel lebhaft gefördert.
Aufgabe. Wieviel beträgt die Entfernung Jerusalems vom Toten Meere,
wieviel der Höhenunterschied?
Die nördliche F orts etzuu g d er I ord ausenke, das „Hohle Syrien", trennt
den steil abfallenden Antilibanon vom Libanon, dessen höchste Häupter
(3300 m) glänzende Schneehauben tragen. In Stufen füllt der Libanon zum
Meere ab; hier liegt das Land der alten Phönizier, ein mit Weinreben,
Öl- und Fruchtbäumen gesegneter schmaler Küstenstreifen mit ehemals guten
Häfen, der die Bewohner auf das Meer wies. Nordsyrien ist ein altes Durch-
gaugslaud zwischen Mittelmeer und Mesopotamien, Kleinasien und Arabien.
Siedlungen. Nordsyrien, das ebenso wie das Heilige Land bei künst-
licher Bewässerung reiche Ernten zeitigt und ein treffliches Viehzuchtland
sein könnte, gehört zum Türkischen Reiche. In der Mitte liegt Damaskus,
eine herrliche, gartenreiche Oase mit berühmter Damastweberei und Metall-
industrie. Die Eisenbahnverbindung mit Beirut, dem Haupthafen der
ganzen Küste, hat seine Bedeutung als Ausgangspunkt der Karawanen noch
erhöht. Knotenpunkt der nördlichen Karawanenwege ist Aleppo an der
nordsyrischen Bahn, ebenfalls in fruchtbarer Umgebung.
§ 338.X 3. Mesopotamien, d. h. Zwischenstromland, ist das Gebiet des
Euphrät und des Tigris, ein heißes Land, das nur an den Flüssen und
so weit bewohnbar ist, wie man es durch Berieselung bewässern kann. In
den südlichen Gegenden ist das einst so fruchtbare Land durch den Verfall
der Bewässerungsanlagen und Kanäle versumpft und mit Schilf- und Rohr-
dickicht bestanden, der obere Teil ist Steppe oder Wüste. Hier liegt Mosul
'mößull, von dem ein Baumwollgewebe, der Musselin, seinen Namen hat.
In der Nähe lag einst Ninive, die alte assyrische Königsstadt (deutsche
Ausgrabungen). Wo im Tieflande die beiden Flüsse einander am nächsten
kommen, entstand Babylon, angeblich ein Quadrat von 20km Seiteuläuge.
Ein Rest des Tempels des Sonnengottes Bel überragt noch heute die
Ebene. Nördlich von dieser Ruinenstätte liegt Bagdad (125), früher Sitz
der Kalifen, jetzt durch Handel wieder die zweitgrößte Stadt der Asiatischen Türkei.
Die Bewohner sind Hirtenstämme und meist arabischer Abkunft. Die
auch von Kurden und Türken bewohnten Städte treiben Handel. Die
Engländer unterhalten einen regen Dampferverkehr von Indien durch den
Persischen Golf bis hierher. Auf dem Tigris fahren ihre Ozeandampfer
bis Bagdad. Die deutsche Bagdäd-Bahu wird mutmaßlich bei el-Koweit
enden und die Reise von England nach Vorderindien um 6 Tage abkürzeu.
Zeichnung: Der Persische Meerbusen und Mesopotamien. Der
Schnittpunkt des 50. Längen- und des 30. Breitenkreises liegt im No des
Persischen Meeres. Städte: Maskat, Bäsra, Bagdad, Mösul.
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— 108 —
Karawanenstraßen, und wie schon im Mittelalter, auch heute noch berühmt durch die
Herstellung feiner, golddnrchwirkter Seidenstoffe (Damast) und vorzüglicher Stahlwaren
(Damaszenerklingen). Neuerdings ist es durch die unter deutscher Leitung erbaute,
1s00 km lange Hedschas- oder Mekkabahn mit Mekka verbunden worden. Die Bahn
ist Eigentum des Sultans und aus freiwilligen Beiträgen der Gläubigen erbaut worden,
da sie hauptsächlich der Beförderung der Pilger zu den heiligen Stätten des Islams dienen
soll. Sie wird aber auch eine hohe wirtschaftliche Bedeutung gewinnen. Dem herrlichen
äußeren Bilde von Damaskus entspricht nicht das Innere, das vielmehr mit seinen engen,
winkligen und schmutzigen Gassen ganz den andern morgenländischen Städten gleicht
(S. 8). Über 200 Inn nö. von Damaskus, in einer Oase, die Trümmer der einst be-
rühmten Stadt Palmyra. — In Nordsyrien ist Haleb oder Zlleppo (200000 E.)
Abb. 18. Stadtmauer von Haleb.
eine wichtige Handelsstadt, da es an der kürzesten, von der Orontesmündung ausgehenden
Verkehrsstraße vom Mittelmeer nach Mesopotamien liegt (Abb. 18). Hier mündet die
Bahnlinie von Damaskus in die Bagdadbahn (S. 90). Als Hafen dient Alexandretta
(S. 92). In früheren Zeiten hatte diese Stellung Antiochia am unteren Orontes, eine
der größten und prächtigsten Städte des Altertums.
b) Palästina.
Das Land. Palästina, d. h. Philisterland, im Altertum Kanaan
(Niederland), auch das Gelobte, das Heilige Land genannt, hat nur die Größe einer
mittleren preußischen Provinz (30000 qkm). In ns. Richtung, von „Dan bis
Bersaba", mißt es 230, von W. nach O. höchstens 150 km. Vom Libanon aus
durchziehen zwei Gebirgsplatten das Land, geschieden durch den mittleren Teil des
Syrischen Grabens, das Jordantal oder Ghor. So gliedert sich Palästina
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— 28 —
Wirtschaftsverhältnisse. Wirtschaftlich steht Tripolis, dank der türkischen
Herrschaft, unter der alles erstarrt, weit hinter seinen Nachbarländern zurück.
Nur J/2 °/0 der Bodenfläche soll angebaut sein. Nicht der Ackerbau, sondern die
Viehzucht bildet den Haupterwerbszweig der Bewohner. Wichtig ist der
Dattelban. Der früher lebhafte Karawanenhandel nach dem Sudan ist
sehr zurückgegangen, seitdem diese Länder durch Flußstraßen nach dem S. und
W. ausgeschlossen sind. 1894 gingen von Tripolis Waren im Werte von
12,15 Mill. Mk. in die Wüste ab, 1909 nur noch für 1,4 Mill. Die Ausfuhr
betrug 1909 nur 5 Mill. Mk. In Betracht kommen hauptsächlich Halfagras,
Natron und Salz, Häute und Leder.
Tripolis war im Altertum ein z. gr. T. wohl angebautes, fruchtbares Land. Bor
allem blühend war das Hochland von Barka mit seinen reichen Getreidefeldern, seinen
Obstpflanzungen, seinen frischen Wäldern und Weiden. Fünf griechische Kolonien, die man
als Pentäpolis (Fünf-Städte) bezeichnete, waren hier entstanden, darunter als größte
Kyrene, nach der das Land Kyrenaika benannt wurde. Auch im eigentlichen Tripolis
reichte das Kulturland bis weit ins Innere hinein, wie zahlreiche Trümmer römischer
Bauwerke bekunden. Drei ansehnliche, von den Phöniziern gegründete Städte (Tripolis =
Dreistadt), Sabathra, Oea und Groß-Leptis, lagen an der Küste. Die Herrschast der
Araber und noch mehr der Türken hat diese Kultur vernichtet. Aber gründliche Kenner
des Landes, Theob. Fischer, Grothe, Banse, verheißen Tripolis einen neuen Aufschwung.
Wenn die Bäche und das fast überall reichlich vorhandene Grundwasser sorgfältig aus-
genutzt würden, wie das im Altertum der Fall war, ließe sich nach Grothe eine anbau-
fähige Fläche von der Größe Deutschlands gewinnen. Das Land könnte Getreide, Ol,
Wein, Südfrüchte u. a. Erzeugnisse in Menge hervorbringen und viele Millionen von
Menschen ernähren. Nach Fischer wird Tripolis auch eine große Bedeutung für de»
Handel nach Jnnerafrika erlangen und darin Algerien und Marokko weit übertreffen.
Denn es liegt von allen Mittelmeerländern dem Sudan am nächsten und ist daher der
gegebene Ausgangspunkt für eine Eisenbahn nach Jnnerafrika, zumal hier auch zwei von
der Natur durch Oasen vorgezeichnete Karawanenstraßen endigen (S. 26). Die Besitznahme
durch die Italiener läßt ein neues Aufblühen des Landes erhoffen.
Siedlungen. Die Hauptstadt Tripolis (40000 E.) hat einen kleinen, abcr
geschützten Hafen und ist darum der wichtigste Handelsplatz des Landes, der Ausgangs-
Punkt zweier Karawanenstraßen nach Jnnerafrika (S. 26). An der hafenarmen Küste
von Barka liegt Benghafi (12000 E.), das aber bei den im Winter herrschenden Nord- und
Nordweststürmen oft Wochen-, ja monatelang für Schiffe unerreichbar ist. Im fw.
Tripolis, nahe der Grenze des französischen Gebiets, die blühende Oase Ghadames
(7000 E.), ein wichtiger Knotenpunkt für deu Karawanenverkehr. Eine gleiche Bedeutung
hat Murfuk in Feffan.
2. Das Saharische Nilland: Ägypten und Nubien.
Der Nil. Die ö. Sahara wird in ihrer ganzen Breite vom Nil durch-
flössen. Das Tal dieses Stromes ist eigentlich nur eine langgestreckte Oase in
der Wüste. Aber die Bedeutung, die ihm als einem der ältesten Kulturländer
der Erde zukommt, rechtfertigt es, ihm eine besondere Betrachtung zu widmen.
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32 Vergleichende Übersicht der wichtigsten Verkehrs- und Handelswege bis zur Gegenwart.
dessen Inseln wie an seinen Küsten Kolonien angelegt. Doch erstreckten sich ihre
Seefahrten auch aus das Rote Meer und den Indischen Ozean; ja nach Herodot
sollen phönizische Schiffe unter dem ägyptischen König Necho vom Roten Meere
aus Afrika umsegelt haben.
Auch die Griechen befuhreu zumeist das Mittelmeer, dann noch das
Schwarze Meer. Über das Mittelmeer hinaus wagten sich nur einzelne kühne
Seefahrer und auch nur selten. Einer von ihnen ist Pytheas von Massilia, der
um 340 v. Chr. an der Küste von England landete und von hier nordwärts
bis „Thüle" (vielleicht eine der Shetland-Jnseln) steuerte. Zur Zeit der Pto-
lemäer fuhren die Handelsschiffe der Griechen von den Handelshäfen am Roten
Meer aus teils längs der Ostküste von Afrika südwärts teils nach Indien hinüber.
Die äußersten Grenzgebiete der Schiffahrt des Altertums waren einerseits
Indien und die ostasrikanische Küste, anderseits die Britischen Inseln und (freilief)
nur einmal berührt) die Küste von Oberguinea. (Diese erreichte der Karthager
Hanno um 500 v. Chr.) Zum allergrößten Teile aber bewegte sich
der Seeverkehr des A l t e r t u m s auf dem M i t t e l m e e r e und war
daher im wesentlichen Küstenschiffahrt. Die „hohe See" wurde
gemieden.
Der Schauplatz des Land Verkehrs im Altertum waren vor allem die
das verkehrsreiche Mittelmeer umschließenden Länder, außerdem ein schmaler
Landstreifen zwischen 30. und 40.° n. Br., der von Kleinasien über die Hoch-
flächen Asiens nach Indien und in die Seidengebiete des asiatischen Ostens führte.
Von China brachten asiatische Händler die wertvollen Seidenstoffe über die
innerasiatischen Hochländer nach der Ostgrenze des römischen Reiches. — Die
Pfade, aus denen sich der Landverkehr des Altertums vollzog, waren zumeist
Saumwege, die sich an die Flnßlänse hielten, den Tälern folgten und die Pässe
aufsuchten. Die heutigen Karawanenwege sind ihre getreuen Abbilder. Doch
fanden sich auch schon in einzelnen Neichen des Altertums Kunststraßen, so in
China und Persien, sogar bei den alten Azteken und Peruanern. Namentlich
aber war das Römerreich in der Kaiserzeit bereits von einem Netz zum Teil
ganz vorzüglicher Straßen durchzogen, aus denen sogar ein staatlicher Post-
dienst — allerdings nur für die Zwecke der Staatsregierung — die Beförderung
in erstaunlich kurzer Zeit ermöglichte.
Als die Hauptadern des römischen Weltstraßennetzes sind zu bezeichnen:
1. Die Via Appia von Rom über Capua nach Rhegium, der sizilische
Straßenzug von Messina bis Agrigent, der jenseits des Meeres von
Karthago aus seinen Abschluß san'd in dem Straßennetz durch die
nordwestlichen Küstengebiete Afrikas.
2. Der Straßenzug von Rom über Aquileja nach Jstrien, Jllyrieu, durch
das heutige Ungarn bis Byzanz und weiter über den Bosporus nach
Asien.
3. Die Straße von Rom über Pisa, Genua, Massilia nach der Pyre-
näen-Halbinsel und endlich
4. die Linie über Mailand und die Alpenpässe nach Gallien, Britannien
und Germanien.
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Extrahierte Personennamen: Herodot Necho Hanno
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Massilia England Afrika Indien Indien Oberguinea Kleinasien Indien China Altertums_Kunststraßen China Persien Rom Capua Rhegium Messina Karthago Afrikas Rom Byzanz Asien Rom Genua Massilia Mailand Gallien Britannien Germanien
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Römische Kolonialpolitik.
61
Streifen an der syrischen Küste, hatte kein Hinterland, in dem sich die überschüssige Bevölkerung hätte ausbreiten können. So waren die Voraussetzungen für einen überwiegend agrarischen Staat nicht gegeben; alles wies auf die See hin und demgemäss auf den Handel. Die Cedern des Libanon lieferten das beste Schiffsbauholz. So wurden die Phönizier ein Handelsvolk. Natürlich waren ihre Kolonien demgemäss dazu bestimmt, erstens die überschüssige Bevölkerung aufzunehmen, zweitens Stützpunkte für den Handel zu bilden. Ähnlich war es bei den Griechen. Das zerrissene, meerdurchdrungene und gebirgige Hellas bot ebenfalls nur in wenigen Gebieten die Voraussetzungen für einen grossen Agrarstaat. Abgesehen von den Spartanern, die einen ausgesprochenen Agrarstaat mit militärischem Zuschnitt bildeten, galten für die meisten Hellasstaaten dieselben natürlichen Voraussetzungen wie für die Phönizier. Daher bewegte sich auch die griechische Kolonisation fast in denselben Bahnen wie die phönizische. An der kleinasiatischen Westküste, in Thrakien, um den ganzen Pontos Euxeinos (Schwarzes Meer) herum, in Nordafrika, noch mehr in Sizilien und Unteritalien (Grossgriechenland) finden wir diese Ableger des Hellenentums und zwar in einer Blüte, die gar oft diejenige des Mutterlandes übertrifft (ebenso wie Karthago das Mutterland überflügelte). Und zwar beteiligen sich an dieser grossartigen Kolonisation ebensowohl dorische und äolische als jonische Stämme, ein Beweis, dass sie nicht mit der Stammeseigenart zusammenhing, sondern aus allgemein gültigen natürlichen Voraussetzungen in Bezug auf Land und Leute hervorwuchs. Da diese Kolonien alle überseeisch waren, so war bei Griechen sowohl wie bei Phöniziern der politische Zusammenhang ein ziemlich loser. Ausser einigen Imponderabilien (Verehrung der Mutterstadt, Teilnahme an den Kultakten derselben) sowie merkantilen Beziehungen finden wir einen militärisch-politischen Zusammenhang fast nur in Ausnahme fällen.
Wesentlich anders gestaltete sich die römische Kolonialpolitik. Schon die Anlage Roms ist eine andere. Allerdings lag Rom zunächst wahrscheinlich an einem Punkt, bis zu welchem der Tiber in der ältesten Zeit schiffbar war. Hier bietet sich Gelegenheit zu einem für die Schüler sehr interessanten geographischen Exkurs. Man weist auf die rapid fortschreitende Versandung vieler italienischer Flüsse und die damit zusammenhängende Präcession des Festlandes hin. Ganz Norditalien (Po-Ebene) ist wahrscheinlich nur ein von den Alpen- und Apenninflüssen ausgefüllter ehemaliger Meerbusen;
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Extrahierte Ortsnamen: Thrakien Nordafrika Sizilien Unteritalien Karthago Rom Norditalien
263
genannten Kulturländer, verbanden sie unter einander und gingen nach
den angrenzenden Ländern: 2 uralte Wege von Indien nach China;
Straßen von den Enphratländern nach Mittel- und Hinter-Asien, dem
s. Arabien, dem ö. Afrika; von Phönicien nach dem Persischen Golf
und S.-Arabien.
Der Verlauf derselben deckt sich im allgemeinen mit den heutigen
Hauptkarawanenstraßen; denn die Rastorte in der Wüste, die Ein- und
Verkaufsstellen fesselten die Karawanen. Nur unwesentliche Änderungen
traten infolge der Zerstörung einzelner Stätten und des Aufblühens
neuer Handelsplätze ein. Das Lasttier war das Kamel. Anteil der
Nomaden am Handel durch Leitung und Beschützung der Züge, sowie
durch das Stellen von Lasttieren. Flußschiffahrt.
Auch an kunstgemäß angelegten Straßen fehlte es in dieser Zeit
nicht. Viel erwähnt ist die alte Straße, die Semiramis erbaut haben
soll. Ebenso haben die Inder und Phönicier Kunststraßen in ihren
Ländern angelegt.
Allmählich wagte man sich auch in dieser Periode schon auf die
See hinaus, wenngleich man sich von den Küsten nicht zu entfernen
wagte. Die Phönicier vermittelten mit ihren Schiffen den Verkehr
von Indien nach Babylon, Arabien und Ägypten; sie suchten die
Küstenländer des Mittelmeeres auf und gelangten bereits um 1100 zu
den Säulen des Herkules (Meerenge von Gibraltar). Später besuchten
sie Madeira und die Cauareu und gelangten im N. bis zu den bri-
tischen Inseln, wo sie Zinn holten.
Durch die Fahrten der Phönicier im Mittelmeer wurden auch
die Europäer zur Handelsthätigkeit angeregt, indem sie die Waren
der Phönicier weiter nach dem Innern verbreiteten und umgekehrt
Produkte der europäischen Länder zur Küste beförderten. So wurde
anfangs durch die Gallier das Zinn von den Scilly- Inseln (an der
W.-Spitze von Cornwall) auf dem Landwege nach dem Mittelmeer
befördert, so bestanden Handelsverbindungen zwischen der Ostseeküste
(Bernstein) und dem Schwarzen Meer. Ein uralter Handelsverkehr
von der Schweiz nach der Mittelmeerküste läßt sich auch nachweisen. —
Am gelehrigsten zeigten sich die Griechen, in denen die Phönicier
neben Karthago, das von ihren eignen Landsleuten gegründet
wurde, gefährliche Nebenbuhler bekamen. Zur Ptolemäerzeit erwuchs
dann noch in Alexandria ein neuer Mittelpunkt für den Handel,
so daß die Phönicier auch im O. ihre Bedeutung verloren.
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Extrahierte Ortsnamen: Indien China Afrika Indien Cornwall Bernstein Karthago Alexandria
267
Venedig und Genua bekamen erst Bedeutung, als sie nach einem
Vertrage mit Konstantinopel den pontisch - griechischen Zwischenhandel
beginnen konnten; zwar schädigte die Macht der Mohammedaner auch
Konstantinopel, da die Verbindung über Syrien (Hauptstraße deu
Euphrat aufwärts und dann nach Aleppo) und Ägypten (durch das
Rote Meer nach Alexandrien) abgeschnitten wurde, indessen blieb ihnen
die Möglichkeit, von den Häsen des Schwarzen Meeres (Trapeznnt)
aus, wo die indischen Karawanenstraßen endeten, die Waren nach
ihrer Stadt zu befördern.
2) Europa rückt (auch mit den n- Ländern) in das Handelscentrum,
nachdem durch die Begründung der fränkischen Machtstellung die Ruhe
gesichert war und die Kultur wieder Fortschritte machen konnte.
Eine außerordentliche Beschleunigung in dieser Entwicklung führten
die Kreuzzüge herbei. Sie bahnten den direkten Verkehr zwischen
Deutschland und dem Orient an (Aufblühen der Donaustädte) und
beseitigten die Schranken, die die europäischen Mittelmeerstädte vom
orientalischen Handel ausgeschlossen hatten: Genua, Pisa und
Venedig gelangen zur Blüte, später auch Florenz; desgleichen
werden Marseille und Barcelona wichtige Handelshäfen, und
damit beleben sich die Straßen, die von diesen Städten nach N. in
das Innere des Kontinents ziehen.
Von Venedig und Genua bewegte sich der Handel über die Alpen
nach Regensbnrg, Augsburg, Zürich und Straßburg, um dann weiter
nach den n. Meeren zu ziehen. Danzig und Kiew standen in Ver-
bindnng mit Venedig. — Marseille und Barcelona traten mit S.-
Frankreich in innigen Verkehr, der n. bis zur Champagne reichte. —
Flandern besuchten die Italiener zur See.
Die Bedeutung Ägyptens hielt sich auch in dieser Periode, da
die Abendländer direkte Verbindungen mit Indien über das Rote Meer
nicht anknüpften.
In den Städten an der Nord- und Ostsee fand der euro-
päische Handel einen zweiten Mittelpunkt. Ihnen standen die Pro-
dukte der nordischen Länder als Handelsobjekt zur Verfügung, sie
vermittelten den Handel dorthin und gelangten dadurch zu hoher
Blüte, wenn auch die Verbindung mit dem Orient nicht so bequem
war wie von den Mittelmeerstädten, und sie die orientalischen Waren
(besonders seit der Festsetzung der Mongolen zwischen dem Schwarzen
Meer und Regensburg) zum großen Teil vom Mittelmeer aus
beziehen mußten.
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Extrahierte Ortsnamen: Genua Konstantinopel Konstantinopel Syrien Aleppo Europa Deutschland Genua Venedig Florenz Marseille Barcelona Venedig Genua Augsburg Danzig Kiew Venedig Marseille Barcelona Frankreich Indien Ostsee Regensburg
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Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Selbstunterricht
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Der Atlantische Ozean: Das Mittelländische Meer. 15
Seemuschelarten. Besonders wichtig aber ist der französische
Sardinen- und Anchovisfang.
Infolge des trockenen Sommerklimas ist auch die Seesalz-
gewinnung an den Küsten des Mittelmeers sehr beträchtlich.
Reges Verkehrsleben herrschte auf dem Mittelländischen Meere
seit dem ersten Morgengrauen der Weltgeschichte. Griechen und
Etrusker waren schon in der Heroenzeit tüchtige Seefahrer. Zu be-
sonders hoher Blüte entfalteten sich aber Schiffahrt und Handel durch
die Phönizier, welche Niederlassungen in Cypern, Kleinasien, dem
griechischen Archipel, Sa'is (Ägypten), Malta, Sardinien, den Ba-
learen, Spanien (Tartessus, Malaca, Gades) und Afrika (Karthago,
Utica, Hippo) errichteten. Um 2000 v. Chr. war die Hauptstadt
Phöniziens, die von den jüdischen Propheten in so lebhaften Farben
geschildert wird, die erste Handelsstadt der Welt. Das Erbe der
Phönizier traten später, als die großen Reiche am Euphrat und
Tigris — die Hinterländer Phöniziens — verfielen, und als Tyrus
von Alexander zerstört worden war, neben den Griechen vor
allen Dingen die Karthager an. Nach dem Sturze Karthagos
und unter dem Römischen Weltreiche wurden Masfilia, Alexan-
dria und Byzanz (Konstantinopel) die Brennpunkte des Handels-
lebens auf dem Meere, bis sie in der Zeit der Kreuzzüge wieder ab-
gelöst wurden von Venedig, Genua, Pisa und Amalsi.
Diese Städte verloren ihre Bedeutung erst, als durch die Ent-
deckung Amerikas und des Seeweges um das afrikanische Süd-
kap der gesamte Weltverkehr in neue Bahnen gelenkt wurde. Mit
der Eröffnung des Suezkanals (1869), der das Mittelmeer
von neuem zur Durchgangsstraße nach Indien macht, ist für ihr
Verkehrsleben wieder eine günstigere Zeit angebrochen. 1900 gingen
durch den Kanal 3441 Schiffe mit einem Gehalt von 13,8 Mill. t
(davon aber 57 °/o unter englischer, 15°/o unter deutscher, 8% unter
französischer, 5°/o unter holländischer und je 4"/o unter österreichischer
und russischer Flagge).
Die wichtigsten Mittelmeerhäfen sind gegenwärtig: Malaga,
Valencia, Barcelona, Marseille, Genua, Livorno, Neapel,
Messina, Palermo, Venedig, Trieft, Korfu, Syra, Konstanti-
nopel, Smyrna, Port Said, Alexandria, Tripolis, Tunis,
Algier und Oran; die wichtigsten Dampferlinien: die Deutsche
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander
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t>er indogermanischen Völkerfamilie sich nicht nachweisen läßt, wahrscheinlich
aus Afrika eingewandert. Die Karthager faßten ebenfalls festen Fuß in Spanien
(Cartagena). Andererseits drangen die Vandalen über das Meer nach dem
römischen Afrika und gründeten dort ihr Vandalenreich. Im Jahre 711 drangen
die Mauren unter ihrem Führer Tarik (daher der Name Gibraltar, d. i. Berg des
Tarik) über die Meerenge, um 700 Jahre hindurch auf der Halbinsel zu
herrschen, bis endlich der letzte Maurenkönig mit seinem Volke wieder über das
Meer nach Afrika getrieben wurde. So zeigt die Völkergeschichte ein Hin - und
Herwogen zwischen beiden Ländern.
Am Ausgange des Mittelalters und beim Beginn der Neuzeit zeigte sich
besonders die Grenzlage der Py renäe n h a l b infel zwischen dem
Mit t elm eer un d dem atlantischen Ozeane wirksam. In der Zeit,
wo sich fast aller Verkehr auf das Mittelmeer beschränkte, konnte die Halbinsel
trotz ihrer Randlage an ihm keine hervorragende Rolle spielen, da der Haupt-
teil des Landes durch mächtige Gebirgsschranken von diesem Verkehrsgebiet ab^
geschlossen ist und die schmalen Küstensäume nur schwer mit dem Landinnern
in Berkehrsbeziehung zu setzen sind. Der ganze Aufbau der Pvrenäenhalbinfel
weist nach der atlantischen Meeresseite hin; die Fläche des Landblocks ist nach
W. geneigt, weshalb ja auch die Flüsse dieser Richtung folgen. Und wenn
auch wie bei Afrika der Hochlandsrand von den Flüssen in Stromschnellen
durchbrochen werden muß, die daher mit Ausnahme des Guadalquivirs nur
eine beschränkte Berkehrsbedeutung besitzen, so bildet doch der Abfall nach W.
lange nicht einen so hermetischen Verschluß als wie derjenige nach dem Mittelmeere.
So erklärt es sich, daß die beiden Nationen der Pyrenäenhalbinsel im Zeitalter
der Entdeckungen sogar die führende Rolle unter den europäischen Kulturmächten
übernehmen konnten. Die großen Entdeckungen, welche Heinrich der Seefahrer,
Bartholomäus Diaz, Eolumbus. Vasco da Gama u. a. machten, führten zu den
ausgedehnten überseeischen Besitzungen, leiteten die Reichtümer beider Indien
nach der Halbinsel und schufen Weltreiche, „in denen die Sonne nicht unter-
ging." Zur Zeit Karls V. war Spanien die tonangebende Macht Europas,
und lange noch war der Einfluß spanischer Trachten und Sitten in Europa
zu spüren. — Wenn die Pyrenäenhalbinsel seitdem von dieser Höhe herabge-
funken ist, so liegen die Gründe dafür nicht bloß in ethnographischen, knltur
lichen und geschichtlichen Tatsachen, sondern ganz besonders auch in geogra-
phischen. Der Abschluß gegen die europäischen Kulturstaaten im N. und
die Zersplitterung des Landes in eine Anzahl von besonderen Landschaften, die
Schwierigkeit, durchgehende Verkehrswege anzulegen, haben die Halbinsel im Wett-
bewerb der Mächte zurücktreten lassen. Keine einzige Weltverkehrsstraße, die
anderwärts auch kleinere Staaten an dem modernen Güteraustausch teilnehmen
läßt (z. V. die Schweiz), durchzieht die Halbinsel. So kommt auch der natür-
liche Reichtum an Bodenschätzen nicht zu der ihm gebührenden Bedeutung, und
das Land ist im wesentlichen auf die Erzeugnisse seines Bodens angewiesen
und zu einem politischen Innenleben verurteilt.
Bei der landschaftlichen Zersplitterung der Pyrenäenhalbinsel kann es
auffallen, daß trotzdem in sehr früher Zeit (Ende des 15. Jahrhunderts) eine
politische Einigung eingetreten ist, die dem scheinbar günstiger gebauten Italien
erst das Ende des 19. Jhd. gebracht hat. Doch ist die Pyrenäenhalbinsel
zentralistischer gebaut, als man gewöhnlich annimmt. Die Randgebiete sind
zwar fast in jeder Hinsicht gegenüber dem inneren Hochlande günstig ver-
selbständigt; sie sind fruchtbar, klimatisch begünstigt und durch kulturliche Arbeiten,
besonders durch hochentwickelte künstliche Bewässerungsanlagen zu Gebieten
intensiven Ackerbaus und Gartenkultur umgestaltet, aber sie sind klein und
isoliert. Deshalb können die räumliche Größe und die damit verknüpften
sonstigen Eigenschaften des zentralen Hochlandes so dominieren, daß die Parti-
kularistischen Bestrebungen dteser Landschaften jederzeit niedergehalten werden
können.
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